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Kennen Sie die Kunst von Peter Dreher?
Ich habe seine Arbeiten in den letzten zwei oder drei Jahren bei Previews von Auktionen gesehen – ohne groß über sie nachzudenken.
Bei diesen Auktionen wurden sie versteckt und unter ungünstigen Sichtverhältnissen in kleinen Gruppen von fünf oder weniger Arbeiten gehängt. Ich habe mich gefragt, was sie dort überhaupt zu suchen haben. Es war der Ausdruck einer gewissen Geringschätzung und erweckte in seiner Zusammenstellung den Eindruck eines Schnäppchenverkaufs im Untergeschoss eines Kaufhauses, für den sich niemand so richtig verantwortlich fühlt. Nun hängen diese Arbeiten in der aktuellen Ausstellung des White Cube (The Real. Three Propositions – Peter Dreher, Konrad Klapheck, Des Lawrence), Bermondsey und wirken wie eine Offenbarung.
Hunderte dieser Gläserbilder sind in einer dichten fortlaufenden Reihe an die Außenwände und in zwei großen Rastern an der Innenwand der großen Südgalerie gehängt.
Die Malerei beeindruckt zunächst weniger als die atemberaubende Installation.
Gedanken fluten ins Bewusstsein, wenn man inmitten in dieser Anordnung steht, die ebenso unerwartet und wie absichtslos wirkt.
Über allem schwebt der Eindruck von Stetigkeit, in dem etwas mitschwingt, das weit davon entfernt ist, was man üblicherweise mit Kunst assoziiert.
Neben der Tatsache, dass es sich hier um einen kunsthistorischen Präzedenzfall handelt, scheint die inhaltliche Bedeutung fast nebensächlich zu sein.
Die Wirkmacht des kleinen bescheidenen Formats explodiert in einer Vielzahl von Möglichkeiten, die sich aus sich selbst schöpfen und durch die stete Wiederholung noch verstärkt werden. Es ist etwas, das sich für die kleinen Gesten ausspricht. Es wirkt erhebend. Alles, was auf Größe und Bedeutung zielt, erscheint plötzlich falsch. In Tat ist es umgekehrt. Diese innere Freiheit und Achtsamkeit ist das Resultat einer inneren Einkehr und nicht die kalkulierte Ausrichtung auf die öffentliche Meinung.
Hier wurde ein wirkmächtiges Argument für Kontemplation als Schöpfungsprinzip ausgesprochen, was einem in den Sinn kommt, wenn man durch ein dunkles Glas schaut: Nun sehen wir, aber letztlich handelt sich hier nur um ein schwaches Spiegelbild.
Schauen und Beobachten sind philosophische Prinzipien, die durch eine fast religiöse Hingabe vermittelt werden und der Schärfung der Wahrnehmung dienen.
Peter Dreher, geboren in Mannheim, ist ein Beispiel dafür, wie sich Deutsche die amerikanische Pop Art aneignen. Das Werk ist von einer moralischen und gesellschaftlichen Haltung geprägt. Es hat seinen Ursprung nicht in einer Form der Konsumkritik, sondern stellt eher eine Erweiterung eines kritischen und philosophischen Denkens dar.

Simon Linke, 10.07.2019

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